Wie kann Physiotherapie bei Arthrose helfen?
Was ist Arthrose?
Um zu verstehen, was Arthrose ist, muss man etwas mehr über den Aufbau der Gelenke im menschlichen Körper wissen. Ein Gelenk setzt sich aus verschiedenen Bauteilen zusammen: Jegliche Gelenke bestehen aus Knochen, Knorpel, Kapsel, Sehnen und Muskeln.
Die Kontaktflächen im Gelenk sind mit einer weiß glänzenden hyalinen Knorpelschicht (Knorpelgewebe im Gelenkknorpel) überzogen. Diese kann bis zu 5 mm dick sein und sie sorgt für einen reibungslosen Bewegungsablauf. Hierbei schützt sie den Knochen vor Stößen und Kompressionen.
Woher kommt Knorpelverschleiß? – Aufbau eines Knorpels
Abbildung 2 Knorpel
(Quelle: https://www.sva.ch/fileadmin/user_upload/sektionen/zuerich-glarus/pdf/Rueckblicke/Arthrose.pdf )
Der Knorpel ist eines der langlebigsten und belastbarsten Gewebe im Körper und wird in vier Zonen unterteilt:
Zone 1: Oberflächliche Knorpelzone
Zone 2: Übergangszone
Zone 3: Tiefe Zone
Zone 4: Kalzifizierte (verkalkte) Knorpelzone
Seine Nährstoffe bezieht er aus der Synovia (Gelenkschmiere), die vor allem durch Zug- und Druckbelastungen gebildet wird. Nur in der letzten Knorpelzone, die etwa 10 % des gesamten Knorpels ausmacht, befinden sich Blutgefäße. Dies ist ein Grund, warum die Regenerationsfähigkeit von Knorpeln sehr eingeschränkt ist.
An diesem Punkt kommen wir nun zur Arthrose. Arthrose ist eine degenerative Gelenks- beziehungsweise Knorpelveränderung. Es kommt hierbei zu einer Alterung des Knorpels, was zur Rissbildung, Zerfaserung, Erosion und am Ende zum Knorpelverlust und der dauerhaften schmerzhaften Veränderung des Knochens führen kann.
Wie entsteht Arthrose?
Arthrose entsteht häufig bei Patient*innen mit einem höheren Lebensalter. In der Altersgruppe ab 65 Jahren sind knapp die Hälfte der Frauen (48,1 %) und ca. ein Drittel der Männer (31,2 %) betroffen (Robert Koch-Institut, 2017). Aber auch jüngere Patienten können an Arthrose erkranken. Es gibt verschiedene Prozesse, die eine Arthrose begünstigen können: Zum einen nimmt der Alterungsprozess Einfluss auf die Knorpelphysiologie, aber auch die Belastung des Gelenks spielt eine Rolle. Dies ist bei Leistungssport am Kniegelenk zumeist der Fall. Die häufigsten Formen sind Kniearthrose und Hüftarthrose.
Der Knorpelabbau kann beschleunigt werden durch:
- Störung der innerhalb des Gelenks ablaufenden Biomechanik
- Verletzungen (Frakturen /Meniskusschäden/ Kreuzbandrisse)
- Unterbelastung
- zum Beispiel durch bewegungsarmen Lebensstil
➔ Synovia (Gelenksschmiere) wird nicht gebildet und Knorpel werden wird dadurch nicht gut versorgt - lange Ruhigstellung nach Verletzung
- zum Beispiel durch bewegungsarmen Lebensstil
- Überbelastung
- durch Übergewicht
- belastende Arbeitshaltung (zum Beispiel knieend)
- Achsenfehlstellungen in den betroffenen Gelenken
- frühere (extreme) sportliche Belastung
Wichtig: Verschleiß in den Gelenken ist normal. Nur wenn der Verschleiß des Gelenks die normale altersbedingte Abnutzung übersteigt, spricht man von Arthrose.
Was sind Symptome von Arthrose?
Arthrose äußert sich bei den meisten Betroffenen mit den folgenden Symptomen:
- Morgensteifigkeit
- Anlaufschmerzen
- Krepitationen
- Knirschen
- Einschränkung in bestimmte Bewegungsrichtungen
- Verbesserung vom Schmerz durch leichtes Bewegen mit wenig Belastung
- Verschlechterung durch hohe Belastung
- bei aktivierter Phase auch Ruhe- und Nachtschmerz
- Gelenkschmerzen im betroffenen Areal (Knieschmerzen, Hüftschmerzen, Fußgelenkschmerzen)
Was sind Folgen von Arthrose?
Arthrose gilt als nicht heilbar, denn der Schaden am Knorpel lässt sich weder rückgängig machen noch ersetzen. Diese Folgen können bei unbehandelter Arthrose auftreten:
- Die Beweglichkeit der Gelenkfunktion ist stark eingeschränkt
- Häufig auftretende Gelenkentzündungen und daraus entstehende Schädigungen von allen Gelenkbereichen (auch Sehnen, Knochen und Bänder)
- Verdickungen und Verformungen des Gelenks
- Einschränkungen in der Bewältigung des eigenen Alltags
- Einschränkungen im Sozialleben (zum Beispiel Hobbys oder Sport können nicht mehr ausgeführt werden)
Um einem weiteren Knorpelabbau entgegenzuwirken, ist es wichtig, früh zu handeln. Mit der richtigen Behandlung wird ein Fortschreiten der Arthrose vorgebeugt. Die Schmerzen werden durch entzündungshemmende Schmerzmittel behandelt. Bewegung, gezieltes Training und Physiotherapie für Arthrose gehören zu den Kernelementen, die eingesetzt werden sollten.
Wie kann Physiotherapie bei Arthrose helfen?
Hat man die Diagnose Arthrose erhalten, so ergibt es Sinn, sich eine Verordnung für Physiotherapie, unter anderem auch Krankengymnastik, ausstellen zu lassen.
Es ist wichtig, dass das betroffene Gelenk behandelt wird, um ein schnelles Fortschreiten der Arthrose zu verhindern. Anders als häufig kommuniziert, gibt es wissenschaftliche Studien zur Verbesserung durch konservative Maßnahmen, um den Schmerz zu lindern und die Bewegungseinschränkung zu verringern. Häufig ist dank der Hilfe eines/einer Physiotherapeut*in eine Operation, zumindest vorerst, vermeidbar.
Gemeinsam mit dem/der Physiotherapeut*in kann daran gearbeitet werden, dass die Gelenkbeweglichkeit so gut wie möglich erhalten bleibt und eine gleichmäßige Kraftverteilung im Gelenk erreicht wird. Hierzu werden sowohl passive, aber noch viel wichtiger aktive Maßnahmen durchgeführt. Mit dem Therapeuten kann ein gesundes Gleichgewicht zwischen Be- und Entlastung gefunden werden, damit der Knorpel optimal versorgt, aber nicht überlastet wird.
In einem an den oder die Patient*in angepassten Training kann dann zum Beispiel zusätzlich an muskulären Dysbalancen, einer besseren Ausdauer und einem starken, das arthrotische Gelenk unterstützenden Muskelskelett gearbeitet werden. Bei ANAMETRICS werden Patienten*innen bei individuellen Übungen angeleitet, die für das jeweilige Krankheitsbild förderlich sind.
So können betroffene Patient*innen mit der Physiotherapie trotz Arthrose weiter ihren Hobbys nachgehen und ohne große Einschränkungen am sozialen Leben teilhaben.
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Robert Koch-Institut. (2017). 12-Monats-Prävalenz von Arthrose in Deutschland. Journal of Health Monotoring, 57.